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Der große Test: Suppenbars in Wiesbaden und Mainz

Von Hendrik Jung. Fotos Tim Dechent.

Mit der Winterzeit hat auch die Suppen-Saison ihren Höhepunkt erreicht. Wissenschaftlich ist erwiesen, dass Hühnersuppe ein ideales Heilmittel gegen grippale Infekte ist. Aber auch vegetarische und vegane Suppen haben es in sich. sensor hat einiges ausgelöffelt.

Gastspiel, Kleine Schwalbacher Straße 7, Wiesbaden: Di – Fr: 12 – 22 Uhr, Sa: 11 – 17 Uhr
Im Test: Weißkohl-Eintopf und Gemüse- Cremesuppe. Beide so gesund und lecker, dass sie eigentlich rezeptpflichtig sind. Der Eintopf schmeckt schön kräftig. Nicht zuletzt, weil es ihm nicht an Speck mangelt. Die vegetarische Suppe macht schon durch ihre leuchtende Farbe glücklich. Das Ambiente: Gediegener Kaffeehaus- Stil. Ein wenig dunkel und sehr detailverliebt. Da es sich um ein vollwertiges Restaurant handelt, gibt es zahlreiche Sitzplätze und keineswegs nur Suppen im Angebot. Die Philosophie: Die Hofköche geben für ein halbes Jahr ein Gastspiel in dem Restaurant. In dieser Zeit stehen täglich zwei Suppen auf der Tageskarte, eine davon ist immer vegetarisch. Samstags ist Terrinen-Time, dann gibt es gleich drei Eintöpfe und eine Suppe. Die Preise: Riesen Eintopf-Terrinen gibt es für 7,80 Euro, einen großen Teller Suppe für 5,20 Euro Das Fazit: Das Gastspiel währt nur noch bis Ende Februar. Unbedingt ausnutzen!

Gulasch-House, Gaustraße 9, Mainz: Mo – Fr: 11 – 15 Uhr + 16.30 – 20.30 Uhr, Sa: 11 – 16.30 Uhr
Im Test: Es gibt zwei Gulasch-Varianten: Hot or not. Die scharfe Variante ist zwar durchaus schweißtreibend, aber keineswegs übertrieben. Der Geschmack von Wacholderbeeren und Nelke ist ebenfalls noch deutlich wahrnehmbar. Das Ambiente: Kultig! Maitre Marcel Speidel hat den Raum mit eigenen Kunstwerken gestaltet. Von expressiven Bildern bis hin zum lebensgroßen Holzkreuz. Dazu wird Latino-Musik gereicht. Die Philosophie: Black Angus- Rindfleisch aus Uruguay wird hauptsächlich zu dem Eintopf verarbeitet. Außerdem im Angebot: Eine große Palette argentinischen Rotweins. Der Preis: 6,50 Euro, Nachschlag: 1,50 Euro. Das Fazit: Für Fleischfresser absolut empfehlenswert.

La Soupe, Neugasse 2, Wiesbaden: Mo – Fr: 11 – 16 & Sa: 11 – 15 Uhr
Im Test: Afrikanische Erdnuss-Suppe und Tomaten-Hackfleisch-Suppe. Beide verfügen über eine angenehme Schärfe. Die Hackfleisch-Suppe, die jeden Dienstag im Angebot ist, hat eine tomatig-fruchtige Note. Die Erdnuss- Suppe ist einfach sensationell: Weißkohl sorgt dafür, dass sich zu den cremigen Nüssen ein frischer Gemüse- Geschmack gesellt. Das Ambiente: Die wenigen Sitzplätze sind sehr begehrt. Doch auch im Stehen oder auf Barhockern lässt sich gut Suppe löffeln. Die Musik im Hintergrund ist angenehm, die Farbe frisch, der Raum minimalistisch, fast karg gestaltet. Die Philosophie: „Mein Vater hat immer gesagt: Ein Essen ohne Suppe ist kein Essen. Also gab es bei uns jeden Tag eine Suppe“, erläutert Chefin Alexandra Mglosiek. Gemeinsam mit Cousin Christoph Malek in Polen aufgewachsen, kochen die beiden heute ein täglich wechselndes Angebot von sechs bis sieben Suppen aus aller Welt. Alle frei von Gluten, Glutamat, Lactose und Konservierungsstoffen. Die Preise: Kleine Portion ab 3,30 Euro, große Portion ab 4,50 Euro. Das Fazit: Wiesbadens Suppenbar Nummer eins.

Molino, Schwalbacher Straße 3, Wiesbaden: Mo – Fr: 8.30 – 19.30 Uhr, Sa: 10 – 19.30 Uhr, So: 10 – 18 Uhr (Suppe spätestens ab 12 Uhr)
Im Test: Vegane Zucchini-Lauch- Suppe. Olivenöl ersetzt die Butter, Kartoffeln sorgen für kräftigen Geschmack und Sämigkeit. Verfeinert mit Kresse fehlt dem Suppen-Liebhaber hier nichts. Das Ambiente: Im vorderen Teil hell und sachlich, wird es hinten richtig kuschelig, denn hier stehen bequeme Polstermöbel. Sowohl an der Straße als auch im Garten gibt es Plätze für Raucher und Frischluft-Fanatiker. Die Philoso- phie: Das Molinos ist in der Hauptsache ein Café. Das Angebot an Kaffees, Tees und Kuchen ist deshalb wesentlich breiter als bei der Tagessuppe. Die Zutaten dafür werden je nach Saison täglich frisch im Bioladen eingekauft. Preis: 4,80 Euro. Das Fazit: Wer mittags seine Suppe gerne in Bio-Qualität und angenehmem Ambiente schlürfen möchte, ist hier genau richtig.

Mosch-Mosch, Wilhelmstraße 52d, Wiesbaden und Mailandsgasse 3, Mainz: Mo – Sa: 11 – 23 Uhr, So + Feiertag: 13 – 22 Uhr
Im Test: Frühlingserwachen, eine Suppe, die angeblich nur 260 Kalorien auf die Waage bringt, und Laksa. Beide sind wie ein Gemälde angerichtet, erstaunlich gehaltvoll und machen ordentlich satt. Kokos- Charakter und Schärfe von Laksa sind nicht ganz so ausgeprägt wie bei einem Thai-Gericht. Das Ambiente: Stilvoll mit viel Holz und asiatischem Einschlag. Zahlreiche Sitzplätze und ein Angebot von Vorbis Nachspeise. Witzig nicht nur die Sprüche auf den Speisekarten, sondern auch die Lätzchen. Wer zum ersten Mal Suppe mit Stäbchen gegessen hat, weiß wofür sie da sind! Die Philosophie: Kleine Kette mit Restaurants in sechs deutschen Städten, die in der Tradition der japanischen Nudelbars steht. Der Name leitet sich von einem japanischen Willkommensgruß ab und ist Programm. Der Preis: Suppen ab 7, 75 Euro. Das Fazit: Rundum gelungen und empfehlenswert, wenn es mal ein leichtes Süppchen sein soll.

Natürlich, Josefsstraße 65, Mainz: Mo – Fr: 8 – 20 Uhr, Sa: 8 – 16 Uhr
Im Test: Spanische Vanilletorte (Suppe war am Ende einer gewichtigen Testtour leider schon vergriffen). Lecker! Macht vielleicht nicht gesund, aber glücklich. Das Ambiente: Kleiner Bistro-Bereich im Eingang zum Biomarkt, daher mit Durchgangsverkehr, aber nicht ungemütlich. Die Philosophie: Täglich eine Bio-Suppe und Snacks im Angebot – vegetarisch und vegan. Im Dezember zum Beispiel: Normannische Suppe oder Kichererbsen- Orangen-Suppe. Küchenchef Michael Franzke experimentiert gern und legt Wert auf ein veganes Angebot ohne Gemüsebrühe und Gluten. Der Preis: Große Portion 3,95 Euro, kleine Portion 2,95 Euro. Das Fazit: Wer sicher sein will, sollte seine Suppe unter der Nummer  06131/614976 telefonisch vorbestellen.

Phoenix-Suppenbar, Bahnhofstraße 59, Wiesbaden: Mo – Fr: 6 – 18 Uhr (ab Dezember auch samstags geöffnet, Suppen ab ca. halb elf)
Im Test: Vietnamesische Hühnersuppe Chao Ga und Gemüse-Erdnuss- Eintopf aus Simbabwe. Letzterer ist ähnlich lecker wie bei La Soupe. Das vietnamesische Rezept ist für Langnasen ungewohnt. Durch den mitgekochten Klebreis sieht die Suppe eher wie Reisbrei aus. Geschmacklich steht das Hühnchen absolut im Vordergrund: Hilft bei Grippe garantiert und reicht nebenbei, um einen 3-Personen-Haushalt durch den Tag zu bringen. Das Ambiente: Gewöhnungsbedürftig. Das Lokal ist halb Kiosk, halb Schnellrestaurant. Der Vorteil: Die Zeitungslektüre beim Essen sowie Zigarette und Schnaps zur Verdauung können gleich vor Ort erworben werden. Der kleine buddhistische Tempel ist derzeit so ziemlich das einzig gestalterische Element. Sitzen kann man ausschließlich auf Barhockern. Die Philosophie: Vu Phuong Xuan und Nguyen Minh Tu haben das Lokal erst im Sommer übernommen. Täglich sind sechs bis sieben Suppen im Angebot. In Zukunft soll es durch saisonale Spezialitäten (etwa Spargelcremesuppe im Frühjahr) ergänzt werden. Die Preise: 4,50 Euro, halbe Portion: 2,50 Euro. Das Fazit: Exotisch. Allemal eine interessante Alternative in Bahnhofsnähe.

Souperie, Große Langgasse 6, Mainz: Mo – Do: 11 – 20 Uhr, Fr: 11 – 18 Uhr, Sa: 11 – 17 Uhr
Im Test: Kokos-Karotten- sowie Kürbis- Apfel-Suppe. Erstere präsentiert sich mild und cremig, letztere überrascht mit fruchtig-pikanter Note. Das Ambiente: Korbstühle, Wandfarbe und Servietten sind in frischem Grün aufeinander abgestimmt. Viel Tageslicht und Musik aus dem Radio. Die Philosophie: Immer im Programm: Roter Linsen-Eintopf mit Mainzer Fleischworscht. Dazu fünf weitere Suppen, die wöchentlich wechseln. Ein Teil davon ist immer vegetarisch, manche auch vegan. Alle ohne Geschmacksverstärker und Hefe-Extrakt. Im Dezember wieder auf der Karte: Maronensuppe. Der Preis: Ab 4 Euro, halbe Portion ab 2,20 Euro. Das Fazit: Mainzer Suppenbar Nummer eins. Existiert nicht umsonst schon seit 10 Jahren.